Reizdarm verstehen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Reizdarm verstehen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Das Reizdarmsyndrom (RDS), häufig einfach als "Reizdarm" bezeichnet, beeinträchtigt zahlreiche Menschen und stellt für sie eine erhebliche Herausforderung dar. Symptome wie Völlegefühl, Blähungen, Aufstoßen, Verstopfung, Brennen im Darm und Durchfall lassen die Lebensqualität erheblich sinken. Restaurantbesuche können undenkbar werden und auch das Sozialleben leidet.

Der Darm ist im übertragenen Sinne “die Wurzel” des Menschen. Die Nährstoffaufnahme findet hier statt und ein großer Teil des Immunsystems befindet sich ebenfalls hier. Ist die Nährstoffaufnahme im Darm gestört, wird jegliche Heilung noch weiter erschwert. Es ist also für Betroffene äußerst wichtig, bei einem Reizdarmsyndrom (RDS) ins Handeln zu kommen. Glücklicherweise ist es möglich, den Darm wieder Beschwerdefrei zu bekommen. Mit den richtigen Anpassungen steht einem Restaurantbesuch schon bald nichts mehr im Wege. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen des Reizdarmsyndroms und geben wertvolle Tipps zu dessen Bewältigung.

Der Aufbau des Verdauungstrakts

Aufbau des Verdauungstrakts: Mund, Speiseröhre, Leber, Magen, Dickdarm, Dünndarm, Rktum, Anus

Bevor wir uns die Entstehung eines Reizdarms genauer anschauen, ist es wichtig, erst einmal den Aufbau des Verdauungstrakts zu verstehen. Unser Verdauungssystem besteht aus einer Kette von Organen, die alle eine spezielle Rolle im Verdauungsprozess spielen.

Mund: Hier beginnt der Verdauungsprozess mit dem Kauen und der Speichelproduktion, die die Nahrung aufspaltet und den weiteren Weg vorbereitet. Das Enzym Amylase z.B. spaltet Kohlenhydrate auf. Gründliches Kauen ist wichtig, damit alle anderen Organe ihre Arbeit richtig machen können.

Speiseröhre: Ein Muskelschlauch, der die Nahrung vom Mund zum Magen transportiert.

Magen: Hier wird die Nahrung durch Magensäure und Verdauungsenzyme weiter zersetzt. Der Magen hat einen sehr sauren pH-Wert. Bei einem jungen gesunden Menschen liegt dieser typischerweise zwischen 1 und 2. Dies ist notwendig, um Nahrung zu zersetzen und pathogene Mikroorganismen abzutöten. Die starke Säureproduktion wird durch die Belegzellen im Magen ermöglicht, die Salzsäure produzieren. Der Magen kann mit seiner Säure theoretisch sogar Eisennägel schmelzen. Bitte nicht ausprobieren, aber es gibt einen Eindruck, wie wichtig der Magen im Verdauungsprozess ist.

Dünndarm: Der längste Teil des Verdauungstrakts, in dem die meisten Nährstoffe absorbiert werden. Er besteht aus drei Abschnitten: Duodenum (Zwölffingerdarm), Jejunum (Leerdarm) und Ileum (Krummdarm). Der pH-Wert im Dünndarm steigt an und wird leicht alkalisch. Er liegt in der Regel zwischen 7,0 und 8,5. Das alkalische Milieu wird durch das Einströmen von Gallensaft und Pankreasenzymen in den Dünndarm begünstigt, die dazu beitragen, die saure Nahrung aus dem Magen zu neutralisieren und die Nahrungsbestandteile weiter abzubauen. Fehlt es an Magensäure im vorherigen Abschnitt, kann die Nahrung hier nicht neutralisiert werden und bleibt liegen. Blähungen können entstehen.

Dickdarm: Der Dickdarm wird auch Kolon genannt und ist bei Reizdarmsyndrom häufig von Verstopfung betroffen. Der Dickdarm absorbiert Wasser und bildet den Stuhl. Er ist unterteilt in Aufsteigender Dickdarm, Querdarm, Absteigender Dickdarm und Sigmoid (Sigma). Der Dickdarm hat einen leicht sauren bis neutralen pH-Wert, der typischerweise zwischen 5,5 und 7,0 liegt. Dieser pH-Wert wird durch die Fermentation von Nahrungsresten durch die Dickdarmbakterien beeinflusst. Der Dickdarm ist der letzte Darmabschnitt in der Kette. Er muss die “Verdauungsfehler” aller vorherigen Organe ausbaden.

Rektum: Der letzte Abschnitt des Dickdarms, der den Stuhl speichert, bevor er aus dem Körper ausgeschieden wird.

Anus: Die Öffnung, durch die der Stuhl aus dem Körper ausgeschieden wird.

Zusätzlich gibt es auch noch unterstützende Organe wie die Leber, die Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse, die für die Produktion von Verdauungsenzymen und anderen Sekreten verantwortlich sind, die den Verdauungsprozess unterstützen.

Jedes Glied in der Verdauungskette ist wichtig

Wir sehen also, dass Verdauung nicht nur im Darm stattfindet. Obwohl ein "Reizdarm" primär den Darm betrifft, muss die Ursache nicht zwangsläufig dort liegen. Fehlt es dem Magen an Magensäure, können Proteine (wie z.B. das Gluten) nicht aufgebrochen und gespalten werden. Menschen mit Reizdarm können daher eine erhöhte Empfindlichkeit des Dünndarms gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln haben. Es gibt auch Hinweise darauf, dass eine Überwucherung von Bakterien im Dünndarm (SIBO, Small Intestinal Bacterial Overgrowth) bei einigen Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) eine Rolle spielen könnte.

Es ist also wichtig, sich bei einem Reizdarm den ganzen Verdauungstrakt ganzheitlich anzuschauen. Im folgenden schauen wir uns den Aufbau der Darmschleimhaut genauer an.

Aufbau der Darmschleimhaut: Epithel, Lamina propria, Muscularis mucosae

Aufbau der Darmschleimhaut

Die Darmschleimhaut ist die innerste Schicht des Darms und hat eine zentrale Rolle bei der Verdauung und Nährstoffaufnahme. Sie ist eine Barriere, die den Darm vor schädlichen Substanzen schützt und gleichzeitig Nährstoffe in den Körper lässt. Bei Personen mit Reizdarm kann diese Schleimhautbarriere beeinträchtigt sein, was zu einer erhöhten Durchlässigkeit (sogenannte "Leaky Gut") führt. Dies kann Entzündungen und typische Reizdarm-Symptome auslösen. Die wichtigsten Strukturen und Schichten sind:

Epithel: Die oberste Schicht, die direkt den Darminhalt berührt. Sie besteht aus Zellen, die je nach Position im Darm unterschiedliche Funktionen haben.

Mikrovilli: Kleine Fortsätze der Epithelzellen, die die Oberfläche des Darms vergrößern, um die Nährstoffaufnahme zu verbessern. Bei einer Zöliakie ist es besonders wichtig, auf Gluten zu verzichten, um diese Fortsätze zu schützen.

Lamina propria: Eine Schicht unter dem Epithel aus lockerem Bindegewebe. Sie beherbergt Blutgefäße und Immunzellen und unterstützt das Epithel.

Muscularis mucosae: Eine dünne Muskelschicht, die die Beweglichkeit der Mucosa unterstützt.

Unter der Mucosa befinden sich weitere Schichten, darunter die Submucosa mit größeren Blutgefäßen und Nerven. Schauen wir uns jetzt an, was die Ursachen für einen Reizdarm sein können.

Bei einem Reizdarm kann es sein, dass optische Veränderungen am Epithel und Mikrovilli erkennbar sind. Mit einer Darmspiegelung können Sie sich Gewissheit verschaffen. Sehr häufig allerdings sind auch keine optischen Anzeichen erkennbar, was nicht bedeutet, dass Ihre Symptome nicht real sind.

Symptome und Ursachen bei Reizdarm

Das Reizdarmsyndrom (RDS) äußert sich durch eine Vielzahl von Symptomen. Diese umfassen in der Regel Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Oftmals treten die Symptome schubweise auf und können in ihrer Intensität variieren. Oft gehen mit dem Reizdarmsyndrom auch Veränderungen der Darmschleimhaut einher, die allerdings wieder abheilen können.

Ursachen des Reizdarmsyndroms

Ernährung: Bestimmte Lebensmittel können bei manchen Menschen Reizdarm-Symptome auslösen. Dazu gehören häufig Laktose, Gluten oder FODMAPs (Fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole). Um herauszufinden, welche Nahrungsmittel die Symptome verursachen, kann ein Ernährungstagebuch hilfreich sein.

Pestizide: Pestizide, Herbizide und Fungizide, die in nicht ökologischer Landwirtschaft verwendet werden, können den Darm reizen. Es gibt einige Untersuchungen, die darauf hinweisen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Veränderung des Mikrobioms. [1a]

Mangelnde Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Darmbewegung und kann Verstopfung verhindern, ein häufiges Symptom bei Reizdarm.

Stress: Sowohl emotionaler als auch physischer Stress können erhebliche Auswirkungen auf das Reizdarmsyndrom haben. Befindet sich der Körper in einem gestressten Zustand, wird weder Magensäure noch für die Verdauung wichtige Enzyme produziert. Die Darmmotilität kommt ebenfalls zum Erliegen.

Giftstoffe und Antibiotika: Toxine, ob aus der Umwelt oder aus der Nahrung, können die Darmschleimhaut schädigen. Ebenso können Antibiotika die Darmflora stören, wodurch das Gleichgewicht von nützlichen und schädlichen Bakterien beeinträchtigt wird.

Genussmittel:Bestimmte Genussmittel wie Alkohol oder Koffein, ebenso wie stark verarbeitete Lebensmittel, können zu Reizdarmsymptomen führen. Industriell verarbeitete Lebensmittel kommen häufig mit einer Vielzahl an unnatürlichen Zusatzstoffen daher. Hier ist es hier schwer zu wissen, was den Darm gereizt hat. Als Faustregel gilt: Vorsichtig mit Inhaltsstoffen, bei denen Sie nicht wissen, was es ist.

Was tun bei einem Reizdarm?

Ein erster wichtiger Schritt im Umgang mit einem Reizdarmsyndrom besteht darin, herauszufinden, welche Lebensmittel oder Gewohnheiten den Darm irritieren. Nachfolgend sind ein paar praktische Tipps, die jeder umsetzen kann.

Führen Sie ein Ernährungstagebuch

Die zwei wichtigsten Fragen die sie sich bei Reizdarmsymptomen stellen können sind:

1. Wann sind die Symptome aufgetaucht?
2. Was habe ich davor gegessen?

Da sich viele Menschen nicht immer an jedes Detail ihrer Mahlzeiten erinnern können, bietet ein Ernährungstagebuch eine wertvolle Unterstützung.

Auslassdiät gegen Reizdarm

Diese Diät bietet eine Möglichkeit, den Darm zu entlasten und herauszufinden, welche Lebensmittel möglicherweise Symptome verursachen. Eine konsequente Befolgung dieser Diät und die anschließende schrittweise Wiedereinführung von Lebensmitteln kann dazu beitragen, die genauen Auslöser für Reizdarmbeschwerden zu identifizieren. Das Ziel ist, für 7 Tage nur sehr wenige Lebensmittel zu essen. Lebensmittel, bei denen Sie sicher sind, dass Sie sie gut vertragen. Verzichten Sie auf Gluten, Laktose, säurehaltige Früchte, Zucker und alles was Ihren Darm reizen könnte.Versuchen sie auf Bio-Lebensmittel umzusteigen, denn eventuell ist es auch ein Spritzmittel welches auf dem Gemüse verbleibt und Ihren Darm reizt.

Sollten die Symptome weggehen, können Sie die Diät noch weitere 7 Tage fortsetzen. Danach können Sie Schrittweise Ihre Ernährung um neue Lebensmittel erweitern. Beobachten Sie dabei, ob Ihre Symptome zurückkommen. Wenn ja, dann haben Sie den Übeltäter für Ihren Reizdarm gefunden.

Psychohygiene am Esstisch

Eine stressfreie Umgebung fördert die gesunde Verdauung, da der Körper in einem entspannten Zustand optimal funktionieren kann. Der Esstisch ist kein guter Ort für Streitgespräche oder die schlechten Nachrichten des Tages. Stress und negative Nachrichten behindern, dass Ihr Körper Magensäure und Enzyme herstellt. Schaffen Sie eine ruhige und entspannte Atmosphäre beim Essen.

Maßvoll und regelmäßig essen bei Reizdarm

Haben Sie schon mal beobachtet, dass wenn Sie jeden Mittag um 13 Uhr essen, der Magen sich kurz davor schon gerne mit einem lauten Knurren meldet? Der Körper liebt Gewohnheiten und Regelmäßigkeit. Versuchen Sie daher, Ihre Essenszeiten einzuhalten und überessen Sie sich nicht. Beim Überessen reichen die Magensäure und die Enzyme nicht aus, wodurch die Verdauungskette Probleme bekommt.

Bewegung vor oder nach dem Essen

Ein Spaziergang nach dem Essen kann Wunder wirken, indem er die Darmmotilität fördert und zur Verdauung beiträgt. Außerdem hilft ein Spaziergang dabei, sich zu entspannen. Mit vollem Bauch 100% beim Sport zu geben ist keine gute Idee, da die Verdauung dann zum Erliegen kommt.

Natürliche Mittel bei einem Reizdarm

Viele Menschen mit Reizdarmsyndrom suchen nach natürlichen Alternativen zur Linderung ihrer Symptome. Während schulmedizinische Ansätze wirksam sein können, zeigen Studien, dass bestimmte Naturmittel viele Vorteile für die Betroffenen haben können.

Kurkuma: Ein natürliches Mittel gegen Reizdarm

Kurkuma: Ein natürliches Mittel gegen Reizdarm

Kurkuma, besonders durch den Wirkstoff Curcumin bekannt, hat in vielen Studien seinen gesundheitlichen Nutzen unter Beweis gestellt., – In Indien seit Jahtausenden genutzt gilt die goldgelbe Kurkuma als ein kraftvolles Naturheilmittel bei Verdauungsbeschwerden.

Antioxidative Wirkung: Kurkumaist ein starkes Antioxidans, das freie Radikale im Körper bekämpfen kann. Dies kann dem Körper helfen, sich von oxidativem Stress zu erholen, der eine Rolle bei vielen Erkrankungen spielen kann. [2]

Förderung der Verdauung: Kurkuma kann die Produktion von Verdauungsenzymen stimulieren. [3]

Balancierung der Doshas: Im Ayurveda glaubt man, dass Verdauungsprobleme oft auf ein Ungleichgewicht der drei Doshas (Vata, Pitta, Kapha) zurückzuführen sind. Kurkuma wird hier verwendet, um Dosha-Ungleichgewichte zu korrigieren..

Natürliches Antibiotikum: Kurkuma wird im Ayurveda auch als natürliches Antibiotikum angesehen. Es kann helfen, das Gleichgewicht der Darmbakterien zu erhalten. [4]

Lebergesundheit: Kurkuma wird traditionell zur Unterstützung der Leberfunktiongenutzt, die eine Schlüsselrolle in der Verdauung spielt.

Vor allem bei einem Reizdarm ist es wichtig , ein Kurkuma-Produkt zu wählen, das ohne Piperin auskommt. Piperin kann den Darm zusätzlich reizen und sollte daher vermieden werden.

Sauerkraut und fermentierte Lebensmittel gegen Reizdarmsymptome

Fermentierte Lebensmittel sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der menschlichen Ernährung. Besonders bei Darm- und Verdauungsproblemen können sie hilfreich sein.

Sauerkraut, aus fermentiertem Weißkohl hergestellt, ist reich an Probiotika, den nützlichen Bakterien, die im Darm vorkommen. Zusätzlich zu Sauerkraut sind auch andere fermentierte Lebensmittel wie Kimchi, Kefir, Miso und fermentierte Milchprodukte bekannt dafür, die Darmgesundheit zu fördern. Sie liefern nicht nur Probiotika, sondern auch Präbiotika, die als Nahrung für die guten Bakterien im Darm dienen und ihre Aktivität und Vermehrung unterstützen.

Darüber hinaus enthalten fermentierte Lebensmittel Vitamine und Enzyme, die die Verdauung unterstützen können. Die im Fermentationsprozess gebildeten kurzkettigen Fettsäuren, insbesondere Butyrat, wirken entzündungshemmend und schützen die Darmschleimhaut. Einige Personen mit Reizdarmsyndrom könnten feststellen, dass bestimmte fermentierte Lebensmittel ihre Symptome verschlimmern. Daher ist es ratsam, die Einführung neuer Lebensmittel langsam und unter Beobachtung der eigenen Reaktionen vorzunehmen.

Glutamin: Natürliche Behandlung bei Leaky Gut

Glutamin ist eine Aminosäure, die eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Darmepithels spielt. Eine im Journal "Gut" veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2018 zeigte, dass Glutamin-Supplementierung die Darmbarriere bei Patienten mit einem Reizdarmsyndrom stärken und Symptome reduzieren kann[6].

Apfelessig: Ein Hausmittel gegen Magen-Darm-Probleme

Apfelessig ist ein beliebtes Hausmittel und wird für viele Beschwerden eingesetzt. 1-2 Esslöffel in einem kleinen Glas Wasser können helfen, die Magensäure anzuregen. Menschen berichten auch, dass er das Verdauungssystem ausgleichen und die Symptome von Reizdarm lindern kann. [7]

Wärme auf dem Bauch

Eine einfache Wärmflasche auf dem Bauch hat vielen Betroffenen bei Reizdarmsymptomen Abhilfe verschafft. Durch die Wärme kann sich der Bauch und Darm entspannen, die Durchblutung und die Darmmotilität wird ebenfalls gefördert.

Schulmedizinische Behandlungsmethoden bei Reizdarmsyndrom

Ein tiefgreifendes Verständnis des Reizdarmsyndroms und dessen Umgang erfordert die Kenntnis sowohl traditioneller als auch schulmedizinischer Ansätze. Die schulmedizinische Sichtweise bietet dabei sowohl diagnostische als auch therapeutische Möglichkeiten.

Schulmedizinische Diagnostik

Schulmedizinische Diagnostik

Es gibt bisher keinen Goldstandard-Test, um RDS definitiv zu diagnostizieren. Die wichtigsten Schritte in der Diagnostik sind:

Anamnese und Diagnose: Hier wird der Patient zu seinem Lebensstil, Ernährung und Krankengeschichte befragt.

Laboruntersuchungen: Bluttests können durchgeführt werden, um andere Erkrankungen wie Entzündungen oder Infektionen auszuschließen.

Stuhltests: Hiermit können Infektionen, Entzündungen und andere Erkrankungen des Verdauungstrakts ausgeschlossen werden.

Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder eine Koloskopie notwendig sein, um andere Erkrankungen des Darms auszuschließen.

Nach der Diagnose konzentriert sich die schulmedizinische Praxis darauf, die bestmögliche Behandlung für den Patienten zu finden.

Schulmedizinische Behandlungsmethoden

Wenn die Diagnose Reizdarm gestellt wurde, zielt die schulmedizinische Behandlung darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Die Behandlung kann je nach Art und Schwere der Symptome variieren:

Diät und Ernährungsberatung: Viele Menschen mit RDS profitieren von Änderungen in ihrer Ernährung. Eine häufig empfohlene Diät ist die FODMAP-arme Diät. Näheres haben wir schon weiter oben im Artikel besprochen.

Medikamente: Bei Reizdarmsyndrom können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern. Antispasmodika helfen Krämpfe zu reduzieren, während Laxanzien bei Verstopfung und Antidiarrhoika bei Durchfall unterstützen können. Für Patienten mit blähungsbedingten Schmerzen können simeticonhaltige Präparate hilfreich sein. Trizyklische Antidepressiva in niedrigen Dosen können zur Schmerzkontrolle eingesetzt werden, und in bestimmten Fällen werden auch Serotonin-Antagonisten verschrieben. Es ist wichtig, die Medikation mit einem Arzt zu besprechen und regelmäßige Kontrollen durchzuführen, um die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen.

Probiotika: Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die gesundheitliche Vorteile bieten können, wenn sie in ausreichenden Mengen eingenommen werden. Bei Menschen mit Reizdarmsyndrom können sie dazu beitragen, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen und Symptome zu lindern. Die am häufigsten verwendeten Bakterienstämme in Probiotika sind Bifidobacterium und Lactobacillus. Es gibt auch probiotische Hefen wie Saccharomyces boulardii, die sich als wirksam bei bestimmten Verdauungsproblemen erwiesen haben. Da die Reaktionen auf Probiotika variieren können, ist es sinnvoll, verschiedene Produkte auszuprobieren und die Einnahme mit einem Fachmann zu besprechen.

FAQ zum Reizdarmsyndrom

Was genau ist das Reizdarmsyndrom?

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine funktionelle Darmerkrankung, die durch Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung gekennzeichnet ist, ohne dass eine organische Ursache festgestellt werden kann.

Was sind die typischen Symptome eines Reizdarms?

Die häufigsten Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall. Die Intensität und Art der Symptome können von Person zu Person variieren.

Wie wird ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert?

Die Diagnose basiert hauptsächlich auf den Symptomen des Patienten in Abwesenheit von strukturellen Anomalien. Es können jedoch auch Tests wie Blutuntersuchungen, Stuhltests und gegebenenfalls eine Koloskopie durchgeführt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen.

Was sind die Ursachen für einen Reizdarm?

Die genaue Ursache ist unbekannt, aber Faktoren wie genetische Veranlagung, Infektionen, Veränderungen in der Darmflora, Nahrungsmittelintoleranzen und Stress können eine Rolle spielen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Reizdarmsyndrom?

Ja, bestimmte Lebensmittel können die Symptome verschlimmern. Viele Betroffene berichten von einer Besserung der Symptome, wenn sie Nahrungsmittel wie Laktose, Gluten oder Fruktose meiden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einem Reizdarmsyndrom?

Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, darunter diätetische Anpassungen, Hausmittel, Psychohygiene am Esstisch, Probiotika, Medikamente zur Linderung spezifischer Symptome und Verhaltenstherapien.

Ist ein Reizdarm das gleiche wie Morbus Crohn?

Nein, ein Reizdarmsyndrom (RDS) und Morbus Crohn sind nicht dasselbe. Das RDS ist eine funktionelle Erkrankung des Verdauungssystems, bei der die Struktur des Darms normal ist, aber die Funktion gestört sein kann. Morbus Crohn hingegen ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, bei der Teile des Verdauungstrakts entzündet sind. Beide Zustände haben unterschiedliche Ursachen und Symptome und erfordern unterschiedliche Behandlungsansätze.

Fazit

Das Reizdarmsyndrom ist komplex und kann von vielen Faktoren beeinflusst werden. Wer unter einem Reizdarm leidet, braucht eine ganzheitliche Sichtweise, die sowohl die Ernährung als auch den Lebensstil und die Psyche betrachtet. Vor allem der Darm und der Verdauungstrakt sind stark mit unserer Psyche verbunden. Stress bringt den Verdauungstrakt zum Stillstand. Industriell verarbeitete und durch Zucht veränderte Lebensmittel machen es dem Darm ebenfalls schwer. Ist die Darmschleimhaut einmal entzündet und verletzt, kann es zu einem Leaky Gut (löchrigen Darm) kommen. Hier gelangen unerwünschte Proteine ins Blut. Die Leber wird hier zunehmend belastet, da sie die Proteine abbauen muss. Bei einem Leaky Gut können Nahrungsmittelunverträglichkeiten entstehen.

Der erste Schritt ist, die entzündungsfördernden Lebensmittel zu meiden und dem Darm Zeit zur Regeneration zu geben. Naturmittel wie Kurkuma können hier eine große Hilfe sein, da sie sowohl die Verdauung anregen als auch beider Entgiftung helfen. Mit einem ganzheitlichen Ansatz und vor allem Geduld (!) ist es allerdings möglich, dem Darm wieder zu strahlender Gesundheit zu verhelfen.

Quellen

[1a] Samsel, A., & Seneff, S. (2013). Glyphosate’s Suppression of Cytochrome P450 Enzymes and Amino Acid Biosynthesis by the Gut Microbiome: Pathways to Modern Diseases. *Entropy*, 15(4), 1416-1463. doi:10.3390/e15041416.
[1b] [Randomised clinical trial: the efficacy of gut-directed hypnotherapy is similar to that of the low FODMAP diet for the treatment of irritable bowel syndrome](https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26060009/).
[2] Menon, V. P., & Sudheer, A. R. (2007). Antioxidant and anti-inflammatory properties of curcumin. In The molecular targets and therapeutic uses of curcumin in health and disease (pp. 105-125). Springer, Boston, MA.
[3] Prasad, S., & Aggarwal, B. B. (2011). Turmeric, the golden spice: From traditional medicine to modern medicine. In Herbal Medicine: Biomolecular and Clinical Aspects. 2nd edition.
[4] Haniadka, R., Saldanha, E., Sunita, V., Palatty, P. L., Fayad, R., & Baliga, M. S. (2013). A review of the gastroprotective effects of ginger (Zingiber officinale Roscoe). Food & Function, 4(6), 845-855.
[5] Moghadamtousi, S. Z., Kadir, H. A., Hassandarvish, P., Tajik, H., Abubakar, S., & Zandi, K. (2014). A review on antibacterial, antiviral, and antifungal activity of curcumin. BioMed Research International, 2014.
[6a] Vizzutti, F., Provenzano, A., Galastri, S., Milani, S., Delogu, W., Novo, E., ... & Marra, F. (2010). Curcumin limits the fibrogenic evolution of experimental steatohepatitis. Laboratory Investigation, 90(1), 104-115.
[6b] Bruck, R., Ashkenazi, M., Weiss, S., Goldiner, I., Shapiro, H., Aeed, H., ... & Oren, R. (2007). Prevention of liver cirrhosis in rats by curcumin. Liver International, 27(3), 373-383.
[7] [L-Glutamine Supplementation Alleviates Constipation during Late Gestation of Mini Sows by Modifying the Microbiota Composition in Feces](https://gut.bmj.com/content/early/2018/07/06/gutjnl-2017-315983).
[8] Kondo, T., Kishi, M., Fushimi, T., Ugajin, S., & Kaga, T. (2009). Vinegar intake reduces body weight, body fat mass, and serum triglyceride levels in obese Japanese subjects. Bioscience, Biotechnology, and Biochemistry, 73(8), 1837-1843.