Was ist eine Histaminintoleranz?

Was ist eine Histaminintoleranz?

Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Histaminintoleranz ist eine oft unterschätzte Erkrankung, die jahrelang Beschwerden verursachen kann, ohne dass die genaue Ursache bekannt ist. Dadurch kann der Alltag der Betroffenen erheblich eingeschränkt werden. Eine Histaminunverträglichkeit kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen. Diese reichen von Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden, bis hin zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen. In diesem Beitrag wird die Histaminintoleranz genau definiert, sowie Ursachen, Symptome und mögliche Maßnahmen zur Behandlung erläutert.

Was ist eine Histaminintoleranz?

Histamin ist eine organische Verbindung, die im menschlichen Körper, aber auch in Pflanzen und Tieren vorkommt. Somit kann Histamin auch über die Nahrung aufgenommen werden. Histamin gehört zur Gruppe der biogenen Amine. Es ist ein natürlich vorkommendes Stoffwechselprodukt, welches beim Ab- oder Umbau von Eiweißen entsteht.
Eine Histaminintoleranz entsteht in Folge eines Ungleichgewichts zwischen Histamin und Enzymen, die Histamin abbauen (1). Von einer Histaminintoleranz sind 1 bis 3 % der Bevölkerung betroffen. Frauen leiden dabei häufiger an Histaminintoleranz als Männer (2). Die Unverträglichkeit kann sich bei jeder Person anders auswirken. Symptome können von einer laufenden Nase bis hin zu Asthma und kardiovaskulären Beschwerden reichen. Häufig treten ähnliche Symptome bei anderen Erkrankungen auf, weshalb es eine Herausforderung darstellt, Histaminintoleranz zu diagnostizieren. Daher leiden Betroffene häufig lange Zeit an Beschwerden und kennen nicht die genaue Ursache. Somit kann sich eine unerkannte Histaminintoleranz auch negativ auf die Psyche auswirken.
Personen, die an einer Histaminintoleranz leiden, sollten über die Beschwerden und Auswirkungen dieser Erkrankung aufgeklärt werden. Auf dieser Weise können unangenehme, teilweise aber auch lebensgefährliche Symptome gelindert oder gänzlich vermieden werden. Aus diesem Grund richtet sich dieser Beitrag an Personen, die an Histaminintoleranz leiden oder sich für dieses Thema interessieren.

Was sind die Ursachen einer Histaminintoleranz?

Wie bereits einleitend beschrieben, wird Histamin nicht nur über die Nahrung aufgenommen, sondern befindet sich auch im Gewebe. Die höchste Konzentration an Histamin ist in Lunge, Haut, Gastrointestinaltrakt und Gehirn zu finden. Histamin hat verschiedene Auswirkungen auf den menschlichen Körper, die durch Stimulation von Histaminrezeptoren H1 bis H4 ausgelöst werden (1).

Im Folgenden wird beschrieben, wie Histamin auf den Körper wirkt:

  • H1:
    • Erweiterung/Verengung der Blutgefäße, Hypotension (niedriger Blutdruck), Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz)
    • Verengung der Nasenwege, Asthma
    • Juckreiz, Rötung der Haut, Ekzeme
  • H2:
    • Blähungen, Durchfall, Verstopfung
    • Übelkeit
    • Sekretion von Salzsäure
  • H3:
    • Verringerte Freisetzung von Neurotransmittern wie Acetylcholin und Serotonin
    • Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus
    • Kopfschmerz, Migräne
  • H4:
    • Entzündungen
    • Hypersensitivitätsreaktionen (2)

Histamin ist eine wichtige Verbindung im Körper. Neben der Beteiligung am Schlaf-Wach-Rhythmus und der Produktion von Magensäure trägt Histamin zu einer gesunden Darmflora bei. Es ist notwendig für das Überleben der Darmbakterien und hilft schädliche Stoffe aus dem Körper zu entfernen. Daneben spielt Histamin eine Rolle als Botenstoff für das Immunsystem (3).

Symptome einer Histaminunverträglichkeit

Damit Histamin an die entsprechenden Rezeptoren gelangen kann, muss es zunächst aus den Zellen gelöst werden. Dies passiert auf verschiedenen Wegen. Zunächst können spezifische Antigene an Rezeptoren binden, welche die Freisetzung von Histamin auslösen. Außerdem können Verletzungen, extreme Temperaturen, aber auch bestimmte Medikamente und Alkohol Körperzellen schädigen, was Histamin freisetzt.

Im Normalfall wird die Histaminkonzentration im Körper reguliert, um keine unerwünschten Auswirkungen zu verursachen. Dafür sind zwei Enzyme zuständig, die Histamin abbauen: Die Diaminoxidase (DAO) und die Histamin-N-Methyltransferase (HNMT). HNMT ist ein histaminspezifisches Enzym. Jedoch hat DAO eine größere Bedeutung im Histaminabbau. DAO kann auch andere biogene Amine wie Serotonin und Tryptamin durch Oxidation abbauen. Damit der Histaminabbau funktionieren kann, müssen im Körper ausreichende Mengen an Vitamin B, Vitamin C und Kupfer vorhanden sein. Histamin, wird über die Nahrung aufgenommen und bei einer gesunden Person direkt im Darm abgebaut.

Allerdings kann ein Ungleichgewicht von Histaminzufuhr und -abbau zu einer Anreicherung von Histamin im Körper führen. Dies begünstigt die Entstehung von Beschwerden, die in diversen Organsystemen auftreten (2).

Dieses Ungleichgewicht kann aufgrund verschiedener Faktoren entstehen. Es gibt Personen, die genetisch ein Defizit an DAO haben, eine sogenannte „primäre“ Histaminintoleranz. Die „sekundäre“ Histaminintoleranz zeichnet sich durch ein gleichzeitiges Vorliegen einer Darmerkrankung aus, welche die Histaminintoleranz begünstigt. Außerdem können einige Substanzen die Aktivität von abbauenden Enzymen hemmen, wodurch sich Histamin im Körper ansammelt und Beschwerden verursacht (1).

Symptome von Histaminintoleranz

Wenn das Histamin über die Rezeptoren seine Wirkung ausübt, können verschiedene Symptome im ganzen Körper auftreten. Die Stärke dieser Beschwerden variiert je nach betroffener Person. Bereits eine Menge von 100 mg Histamin kann bei empfindlichen Menschen leichte Reaktionen auslösen.

Bei unnatürlich großen Mengen kann grundsätzlich jeder Mensch unabhängig von der Intoleranz auf Histamin reagieren. Dabei spielt neben der Menge auch die Art des eingenommenen Histamins eine Rolle. Beispielsweise wird Histamin in Käse deutlich besser toleriert als Histamin in (verdorbenem) Fisch.

Häufige Symptome einer Histaminintoleranz sind:

  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Flush (Hitzewallung mit Hautrötung)
  • Juckreiz
  • Hautausschläge
  • Magen-Darm-Beschwerden wie abdominale Schmerzen, Durchfall, Krämpfe

Außerdem können sich weitere schwerwiegende, chronische Histaminintoleranz-Symptome entwickeln. Diese betreffen die Atemwege und das kardiovaskuläre System: Bluthochdruck, Verengung der Atemwege und Asthma. Bei schweren Fällen kann eine Anaphylaxie, eine lebensbedrohliche allergische Reaktion des Körpers, auftreten (4).

Diagnose von Histaminintoleranz

Die Diagnose einer Histaminintoleranz kann herausfordernd sein. Denn die oben genannten Symptome treten auch bei anderen Krankheitsbildern auf, welche von der Histaminintoleranz differenziert werden müssen. Zu diesen Krankheitsbildern gehören Hauterkrankungen wie Nesselsucht, chronisch entzündliche Darmerkrankung, Kohlenhydratverwertungsstörungen, Zöliakie, Mastozytose und Allergien. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, mit Spezialisten auf diesem Gebiet zu sprechen, damit eine richtige Diagnose festgestellt wird.

Um eine endgültige Diagnose stellen zu können, ist es hilfreich ein Symptom- und Ernährungstagebuch zu führen. Auf dieser Weise können Zusammenhänge zwischen dem Verzehr von histaminreichen Nahrungsmitteln und darauf auftretenden Beschwerden gesichert werden (4). Während einer Anamnese sollten ebenfalls weitere Faktoren abgeklärt werden, die das Auftreten von Allergien begünstigen. Dazu zählen beispielsweise Alkohol, Stresssituationen, Infektionen oder Medikamente (2). Bei den Medikamenten sollte besonders auf schleimlösende Stoffe wie Ambroxol, Acetylcystein und fast alle Schmerzmittel geachtet werden. Auch Röntgenkontrastmittel und Muskelrelaxanzien wirken histaminfreisetzend (1).

Die häufigsten Methoden zur Diagnose von Histaminintoleranz sind:

  • Eliminationstest: Mit diesem Test wird Histamin aus der Nahrung für 1 bis 2 Wochen eliminiert. Liegt eine Histaminintoleranz vor, sollte in diesem Zeitraum eine deutliche Besserung der Symptome zu verzeichnen sein. Ebenfalls sollte in diesem Zeitraum ein Ernährungs- und Beschwerdeprotokoll geführt werden. Diese Methode ist eine sichere Maßnahme, um Histaminintoleranz selbst zu testen.
  • Provokationstest: Gegensätzlich zum ersten Test, wird in einem Provokationstest mit histaminreicher Nahrung das Auftreten von Symptomen „provoziert“. Wird allerdings eine anaphylaktische Reaktion vermutet, sollte der Test unter stationärer Beobachtung durchgeführt werden (2).
  • Histamin-50-Pricktest: Messung des verlangsamten Histaminabbaus durch Auftragen von Histamin auf die Haut. Entsteht dabei eine Quaddel (juckende Schwellung der Haut) und bleibt diese nach 50 Minuten unverändert, weist das auf eine Abbaustörung des Histamins hin.

DAO-Test: Messung der DAO-Enzymaktivität im Blut. Allerdings stellt dieses Verfahren keine aussagekräftige Diagnose dar. Grundsätzlich ist nur eine sehr geringe Konzentration von DAO im Blut zu finden. Bei erhöhtem Histamin-Spiegel kann diese jedoch erheblich ansteigen. Dies kann zu falsch-negativen Ergebnissen führen (1, 4)

Ernährung bei Histaminintoleranz

Histamin findet sich in nur wenigen frischen Nahrungsmitteln. Histamin wird mit anderen biogenen Aminen wie Tyramin oder Cadaverin bei Reifung oder beim Verderb von Lebensmitteln gebildet.

Histamin wird in Lebensmitteln nur unter bestimmten Voraussetzungen gebildet. Die entscheidenden Faktoren dabei sind:

  • Die Anwesenheit von bestimmten Bakterien
  • Temperatur der Lagerung
  • Der pH-Wert
  • Die Anwesenheit von fermentierbaren Kohlenhydraten wie Glucose
  • Mangelnde Hygiene während der Lebensmittelverarbeitung. 

Histamin ist dabei nicht nur in verdorbenen Lebensmitteln zu finden. Auch in Nahrungsmitteln, die fermentiert wurden, um sie haltbar zu machen oder Aromen zu entwickeln, kommt es vor. In der nachfolgenden Tabelle sind ausgewählte Lebensmittel mit ihrem Histamingehalt dargestellt, um ein besseres Bild zu erhalten:

Lebensmittel

Histamin (mg/100 g)

Schweineleber

22,5

Mettwurst

8,2

Anchovis, Dose

125

Forelle

33,3

Hering in Tomatensoße

50-300

Vollmilch

0,06-0,31

Emmentaler

0,01-250

Gouda

1,3-85

Sauerkraut

0,6-20

Tomaten

1,1-2,2

Rotwein

2,2

Rotweinessig

400

Tab. 1: Histamingehalt in ausgewählten Lebensmitteln (1)

Es gibt allerdings weitere Punkte, die bei einer Histaminintoleranz in Bezug auf Nahrung zu beachten sind. Einige Obstsorten, wie Ananas, Kiwis und reife Bananen haben an sich keinen hohen Histamingehalt. Jedoch können sie Beschwerden verursachen, da sie zur Freisetzung von Histamin im Körper beitragen. Bei jeder Verarbeitung von Obst und Gemüse können hohe Mengen an Histamin entstehen. Um ein besseres Bild zu bekommen, sind in der folgenden Tabelle potentiell schädliche Lebensmittel und geeignete Alternativen aufgeführt. 

Schlecht verträglich

Verträgliche Alternative

Konservierter Fisch: Thunfisch, Sardinen, Sardellen, Makrelen, geräucherter Lachs

Frischer und tiefgefrorener Fisch

Parmesan, alter Gouda, Emmentaler, Tilsiter, reifer Camembert

Butterkäse, junger Gouda

Gepökelte, getrocknete, geräucherte Fleisch- und Wurstwaren, roher Schinken, Salami, Mettwurst, Kassler

Frischwurstaufschnitt wie Schinkenwurst, Bierschinken, Putenbrust, gekochter Schinken

Sauerkraut, Spinat, Tomate, Aubergine, Avocado

Alle anderen Gemüsesorten

Ananas, reife Bananen, Organen, Zitronen, Erdbeeren, Kiwi

Alle anderen Obstsorten

Schokolade, Haselnüsse, Walnüsse, Erdnüsse, Produkte mit Glutamat

Fruchtgummi, Kekse, Kuchen, Lutschbonbons

Rotwein, Sekt, Champagner

Evtl. in geringen Mengen: klare Spirituosen, trockener Weißwein, untergärige Biere wie Pils

Sojasoße, Essig, Gewürzmischungen mit Glutamat, Hefeextrakt

Kräuter, Gewürze, Salz, Senf, Eier

Tab. 2: Schädliche Lebensmittel und geeignete Alternativen bei Histaminintoleranz (1)

Histaminintoleranz Geheimtipps für den Alltag:

  • „Riechprobe“ an Fischen durchführen. Der typische Fischgeruch ist beim Verderb ein Zeichen für gebildete biogene Amine wie Histamin und Trimethylamin. Dieser Fischgeruch kann nach Zubereitung z. B. durch Erhitzen nicht mehr wahrnehmbar sein. Allerdings bleibt Histamin nach Verarbeitung weiterhin enthalten.
  • Verarbeitete Produkte vermeiden.
  • Alkoholkonsum minimieren.
  • DAO-blockierende Lebensmittel vermeiden: Grüner, schwarzer, und Mate-Tee, Kakao, Energy-Drinks und Lebensmittel mit hohem Gehalt an biogenen Aminen.
  • Frische Lebensmittel verzehren (1).

Eine Ernährungsweise, die komplett frei von Histamin ist, ist ihm Rahmen der Therapie von Histaminintoleranz nicht zielführend. Wird dauerhaft auf Histamin verzichtet, kann dies in Steigerung von DAO-Werten resultieren, was wiederum Beschwerden verursachen kann. Vor Beginn der Ernährungsumstellung ist  es empfehlenswert, die Werte an Vitamin C, Vitamin B6 und Kupfergehalt im Blut bestimmen zu lassen (1).

Die Ernährungsumstellung sollte in drei Phasen erfolgen. Zunächst soll 10 bis 14 Tage auf Histamin und andere biogene Amine verzichtet werden. Da Histaminintoleranz Gewichtsprobleme verursachen kann, soll eine Ernährung mit einem ausgewogenen Verhältnis von Kohlenhydraten, Eiweiß und Fetten angestrebt werden. Die Menge an stärke- und zuckerhaltigen Lebensmitteln sollte minimiert werden. Diese Art der Ernährung soll die Darmflora und Durchlässigkeit der Darmwand verbessern und die Magen-Darm-Passage verlangsamen. Somit haben die abbauenden Enzyme bessere Voraussetzungen Histamin und andere biogene Amine abzubauen.

In der zweiten Phase soll bis zu 6 Wochen eine gezielte Einführung histaminreicher Nahrungsmittel einführt werden. Diese dient dazu, die Histaminintoleranz, bei Beachtung der individuellen Toleranzschwelle, zu heilen. In der letzten Phase soll die ausgewogene Ernährungsweise beibehalten werden und Histamin im Rahmen der individuellen Verträglichkeit konsumiert werden (5).

Lifestyle-Anpassungen und Stressmanagement mit Histaminintoleranz

Um den Histamingehalt im Körper im Gleichgewicht zu erhalten, sollte auf eine ganzheitliche Gesundheit geachtet werden. In der industrialisierten Welt und der darauf angepassten Lebensweise, sind Menschen häufig von Stress, Bewegungsmangel und Schlafstörung betroffen. Diese haben ebenfalls Auswirkungen auf die Funktionsweise von Histamin im Körper, können es aktivieren und dadurch Beschwerden verursachen.

Beim Erleben von Stress werden das Gehirn und das zentrale Nervensystem aktiviert, wobei einige Neurotransmitter beteiligt sind. Der Körper reagiert auf Stress mit unterschiedlichen Symptomen, wie Schwitzen, Herzrasen, innere Unruhe und Anspannung, Durchfall, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit. Dauerhafter Stress kann sogar in kardiovaskulären, psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen resultieren (6).

Im Rahmen der sportlichen Aktivität ist die Studienlage in Bezug auf Histamin noch kontrovers. Durch Training werden winzige Risse in den Muskelfasern verursacht, wodurch Histamin freigesetzt wird. Dadurch wird Histamin während des Trainings vermehrt freigesetzt und wirkt über die Aktivierung von Histaminrezeptoren auf das Muskelgewebe. Dabei können positive Effekte wie bessere Durchblutung und verbesserte Glucoseverfügbarkeit entstehen. Auf der anderen Seite könnten durch die Histaminfreisetzung auch Entzündungsreaktionen, Schmerz, Schwindel und Schwäche auftreten (7, 8).

Auch hier gilt es, wie bei der Ernährung, eine individuelle Toleranzschwelle zu finden. Eine moderate körperliche Aktivität hat zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte. Sie kann das Risiko vieler Erkrankungen senken und als unterstützende Maßnahme in der Behandlung wirken. Zu den positiv beeinflussten Krankheiten zählen Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Adipositas, Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Arthrose sowie psychische Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt bei Erwachsenen wöchentlich mindestens 150 Minuten aerobe oder ausdauerorientierte Aktivität mit moderater Intensität. Alternativ können auch 75 Minuten mit hoher Intensität durchgeführt werden. Außerdem empfiehlt es sich, muskelkräftigende Aktivität 2- bis 3-mal pro Woche durchzuführen (6).

Schlafmangel bzw. -störungen führen ebenfalls zu einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Depression. Dabei spielt unter Anderem der Histaminrezeptor H3 eine Rolle, da dieser bei der Regulierung des „Wachzustandes“ beteiligt ist. Bei Behandlung von Schlafmangel werden daher manchmal Antihistaminika verwendet, da diese die Wirkung von H3 hemmen (6, 9).

Maßnahmen, die zur ganzheitlichen Gesundheit beitragen, sind:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität
  • Gehen und Radfahren im Alltag integrieren
  • Ausgewogene Ernährung
  • Regelmäßige Entspannung durch Meditation, Yoga, Autogenes Training, Atemübungen und Tai Chi
  • „Positivität“ fördern
  • Vermeidung von Nickerchen und Stress vor dem Schlafengehen (6)

Medikamentöse Behandlung und Nahrungsergänzungsmittel bei Histaminintoleranz

Die primäre Therapie von Histaminintoleranz ist die Ernährungsumstellung. Daneben können bestimmte Medikamente als Tabletten und Nahrungsergänzungsmittel zur Linderung von Symptomen dienen:

  • H1-Antihistaminika: prophylaktisch oder akut geeignet, wirksam bei dermatologischen Beschwerden, Asthma, Fließschnupfen und tränenden Augen, jedoch nicht bei gastrointestinalen Beschwerden
  • H2-Antihistaminika: geeignet bei gastralen Beschwerden
  • DAO-Substitution: diätisches Lebensmittel, wirkt prophylaktisch

Bei der DAO-Supplementation handelt es sich um eine Enzymersatz-Therapie. Wird dieses Nahrungsergänzungsmittel vor dem Verzehr histaminhaltiger Lebensmitteln eingenommen, soll es die Beschwerden vorbeugen. Dieses Supplement wird aus dem Nierenparenchym von Schweinen gewonnen (1). In unterschiedlichen DAO-Supplementen wurden unterschiedliche Enzymaktivitäten nachgewiesen. Allgemein sollten zu diesem Thema weiterführende Studien durchgeführt werden, um die genaue Wirksamkeit zu überprüfen. Weiterhin gibt es neue Forschungen, die DAO aus Sprossen untersuchen (2). Jedoch können diese Arzneimittel, wie alle anderen, Nebenwirkungen verursachen. Daher soll deren Einnahme mit dem Arzt besprochen werden und die Notwendigkeit kritisch hinterfragt werden.

Fazit

Histaminintoleranz stellt eine komplexe Herausforderung im Leben der Betroffenen dar. Die Symptome von Histaminintoleranz sind sehr vielfältig und können sich unterschiedlich auf den Körper auswirken. Symptome können im gastrointestinalen Trakt, im Herzkreislauf-System, aber auch im Gehirn und zentralen Nervensystem auftreten. So können Betroffene an Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen, aber auch an kardiovaskulären Erkrankungen sowie Erkrankungen der Atemwege leiden. Eine effektive Maßnahme zur Behandlung dieser Symptome ist die Ernährungsumstellung auf Lebensmittel, die arm an Histamin sind. Dabei soll unter anderem auf verarbeitete und fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, sowie konservierte und geräucherte Fisch- und Fleischprodukte verzichtet werden. Ergänzend können einige Antihistaminika-Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel unterstützend in der Behandlung wirken. Obwohl die Bewältigung dieser Erkrankung mit Herausforderungen verbunden ist, können Betroffene durch Selbsthilfe und mit Unterstützung ein besseres Verständnis für ihre Bedürfnisse entwickeln und ihre Lebensqualität verbessern.

Quellen

  1. Smollich M, Vogelreuter A. Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Lactose - Fructose - Histamin. 2. Aufl. Stuttgart: WVG, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart; 2018.
  2. Zopf Y, Dieterich W. Nahrungsmittelallergie und Histaminintoleranz. Gastroenterologie 2024; 19(1):3–12.
  3. Shulpekova YO, Nechaev VM, Popova IR, Deeva TA, Kopylov AT, Malsagova KA et al. Food Intolerance: The Role of Histamine. Nutrients 2021; 13(9).
  4. Reese I, Ballmer-Weber B, Beyer K, Dölle-Bierke S, Kleine-Tebbe J, Klimek L et al. Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin. Allergol Select 2021; 44(10):761–72.
  5. Reese I. Histaminintoleranz - wirklich eine Unverträglichkeit im Sinne einer reproduzierbaren Gesundheitsstörung auf definierte Auslöser? Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2016; 59(6):771–6.
  6. Haring R, Hrsg. Gesundheitswissenschaften. 2. Auflage. Berlin: Springer; 2022. (Springer Reference Pflege, Therapie, Gesundheit).
  7. Romero SA, Hocker AD, Mangum JE, Luttrell MJ, Turnbull DW, Struck AJ et al. Evidence of a broad histamine footprint on the human exercise transcriptome. J Physiol 2016; 594(17):5009–23.
  8. Luttrell MJ, Halliwill JR. The Intriguing Role of Histamine in Exercise Responses. Exerc Sport Sci Rev 2017; 45(1):16–23.
  9. Siegel JM. The Neurotransmitters of Sleep. J Clin Psychiatry 2004; 65(16):4–7.