Weihrauch - Tradition, Herkunft und gesundheitliche Vorteile des Harzes

Weihrauch - Tradition, Herkunft und gesundheitliche Vorteile des Harzes

Die meisten Menschen kennen Weihrauch nur aus der Kirche, wo er als Räucherwerk bei Gottesdiensten verwendet wird. Doch Weihrauch hat eine lange und vielseitige Geschichte, die weit über seine religiöse Bedeutung hinausgeht. Bereits im alten Ägypten fand Weihrauch als Arzneimittel und Duftstoff Verwendung. Auch in der heutigen Zeit wird Weihrauch wegen seiner gesundheitlichen Vorteile geschätzt und intensiv erforscht.

Wo kommt Weihrauch her?

Weihrauch ist getrocknetes Harz der Boswellia-Bäume und wurde erstmals als Arzneimittel im ägyptischen Papyrus Ebers erwähnt. Sein Ursprung wird auf etwa 1500 v. Chr. geschätzt (1). Bekannt ist auch die Geschichte der Heiligen Drei Könige, die Jesus bei seiner Geburt drei Geschenke überreichten: Weihrauch, Gold und Myrrhe. Heute findet Weihrauch vor allem in der katholischen Kirche während Gottesdiensten Verwendung (2).

Weihrauch stammt aus den tropischen Gebieten im Mittleren Osten, Afrika, China und Indien. Die größten Produzenten von Weihrauch sind Oman, Jemen und Somalia. Bedeutend sind auch weitere Länder wie Eritrea, Äthiopien, Sudan und Indien (2, 3).

Was ist Weihrauch?

Weihrauch stammt von unterschiedlichen Arten der Boswellia-Bäume. Sie gehören zu der Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae). Weihrauch wird hauptsächlich aus den Sorten Boswellia sacra (Mittlerer Osten), Boswellia papyrifera (Äthiopien, Eritrea), Boswellia serrata (Indien) und Boswellia frereana (Somalia) gewonnen. Die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen wurden mit dem Harz der indischen Art Boswellia serrata durchgeführt. Boswellia-Bäume wachsen in tropischen und subtropischen Gebieten und erreichen meist eine Höhe von bis zu 8 m. Pro Baum können etwa 3–10 kg Harz jährlich geerntet werden (2, 3).

Das Harz wird durch Anritzen der Rinde der Weihrauchbäume gewonnen. Dabei fließt eine weiße, zähflüssige Masse aus, die an der Verletzungsstelle trocknet. Nach der Trocknung entsteht perlenartiges Harz, welches dann geerntet wird. Die natürliche Funktion des Harzes besteht darin, die verletzte Stelle zu verschließen und das Eindringen von schädlichen Mikroorganismen und Pilzen zu verhindern.

Weihrauchharz ist ein sogenanntes Vielstoffgemisch. Es wurden über 200 verschiedene Stoffe im Weihrauch identifiziert. Zu den Hauptbestandteilen gehören ätherische Öle, Schleimstoffe und Harzsäuren. Besonders bedeutend für die gesundheitliche Wirkung des Weihrauchs sind die Boswelliasäuren (4).

Verwendung von Weihrauch

Wofür wird Weihrauch verwendet?

Weihrauch wird seit vielen Jahrtausenden sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet, beispielsweise durch Kauen oder Inhalieren. Neben seiner Rolle als begehrtes Handelsgut war Weihrauch ein vielseitiges Arzneimittel. In Ägypten wurde Weihrauch beispielsweise als Duftstoff bei Einbalsamierungen, als Insektenschutzmittel und Parfüm verwendet (5). Bedeutende Mediziner wie Dioscorides und Celsus im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. nutzten Weihrauch zur Behandlung von Wunden und Blutungen. Im antiken Judäa spielte Weihrauch eine bedeutende Rolle bei bestimmten Zeremonien in Tempeln. Seit dem 4. oder 5. Jahrhundert wird Weihrauch auch für Räucherungen in christlichen Gottesdiensten genutzt.

In Babylon zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert n. Chr. soll Gefangenen Weihrauch in Wein gegeben worden sein, um ihre Stimmung zu beeinflussen und sie nicht „traurig“ sein zu lassen. Der persische Arzt Ibn Sina wies im 11. Jahrhundert auf die Verwendung von Weihrauch bei Entzündungen, Harnwegsinfektionen und Amnesie hin.

In Äthiopien wird Weihrauch aufgrund seiner beruhigenden Wirkung verwendet. In Kenia wird Weihrauch mit Sesamöl vermischt eingenommen, um den Blutverlust bei Bilharziose zu verringern. In Indien wird Weihrauch zur Behandlung von entzündlichen Krankheiten wie Morbus Crohn, Arthritis und Asthma verwendet. Laut der traditionellen indischen Medizin, Ayurveda, soll Weihrauch eine starke Wirkung auf das Nervensystem haben. In China wurde Weihrauch als Bestandteil von Hautmitteln zur Behandlung von Prellungen und infizierten Wunden eingesetzt (1).

Welche Inhaltsstoffe enthält Weihrauch?

Die Auswirkungen von Weihrauch wurden bis heute durch zahlreiche Studien untersucht. Besondere Aufmerksamkeit als wichtige wirksame Inhaltsstoffe haben Boswelliasäuren bekommen. Sie machen circa 30 % des Weihrauchs aus.

Die Verhältnisse der einzelnen Bestandteile von Weihrauch können je nach Sorte variieren. Die Boswellia serrata setzt sich beispielsweise wie folgt zusammen:

  • 5 – 15 % Öl
  • 55 – 66 % Harz
  • 12 – 23 % Schleim/Gummi

Boswelliasäuren sind besondere chemische Verbindungen, die zur Gruppe der pentazyklischen Triterpene gehören. Boswelliasäuren können in einer Alpha- und einer Beta Konfiguration vorkommen. 11-Keto-β-Boswellia-Säure (KBA) und 3-Acetyl-11-Keto-β-Boswellia-Säure (AKBA) gehören zu der Beta-Konfiguration und weisen die höchste biologische Aktivität in Weihrauch auf. Laut dem Europäischen Arzneimittelbuch sollen in wirksamen Weihrauchprodukten mindestens 1,0 % KBA und AKBA enthalten sein (6, 7). Des Weiteren sind in Weihrauch Diterpene und Monoterpene enthalten. Sie sind in ätherischen und flüchtigen Ölen enthalten und sind mit zahlreichen gesundheitsfördernden Eigenschaften verbunden (5).

Terpene stammen aus Terpetin, einem zähflüssigen Balsam, der beim Einschneiden aus der Rinde und dem jungen Holz verschiedener Bäume fließt. Terpetin enthält Harzsäuren und einige Kohlenwasserstoffe, die als Terpene bezeichnet werden. Terpene sind somit Stoffe, die hauptsächlich pflanzlicher Herkunft sind und aus Isopren-Untereinheiten aufgebaut werden. Sie verleihen vielen Pflanzen charakteristische, meist angenehme Düfte. In der Natur haben Terpene die Aufgabe, Insekten zur Bestäubung anzulocken, schädliche Fraßfeinde abzuwehren sowie als Signalstoffe und Wachstumsregulatoren für Pflanzen zu dienen (8).

Fazit

Weihrauch ist das wertvolle Harz der Boswellia-Bäume, die in Afrika, arabischen Ländern und Indien verbreitet sind. Seit mehreren Jahrtausenden wird Weihrauch in der traditionellen Medizin und bei religiösen Zeremonien verwendet. Das Harz wird gewonnen, indem die Baumrinde angeritzt wird, wodurch eine zähflüssige Masse austritt, die nach dem Trocknen als Harz gesammelt werden kann. Weihrauch ist reich an Terpenen, die ihm seinen charakteristischen Duft verleihen. Besonders bedeutend sind die sogenannten Boswelliasäuren, die für die gesundheitlichen Effekte von Weihrauch verantwortlich sind.

Quellen

  1. Moussaieff A, Mechoulam R. Boswellia resin: from religious ceremonies to medical uses; a review of in-vitro, in-vivo and clinical trials. J Pharm Pharmacol 2009; 61(10):1281–93. doi: 10.1211/jpp/61.10.0003.
  2. Kremer BP, Hrsg. Festtage und ihre geheimnisvollen Geschichten: von Osterhasen, Pfingstochsen und Weihnachtsbäumen. 2. Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer; 2023. (Springer Sachbuch).
  3. Hamidpour R, Hamidpour S, Hamidpour M, Shahlari M. Frankincense (rǔ xiāng; boswellia species): from the selection of traditional applications to the novel phytotherapy for the prevention and treatment of serious diseases. J Tradit Complement Med 2013; 3(4):221–6. doi: 10.4103/2225-4110.119723.
  4. Ammon HPT. Weihrauch - Anwendung in der Westlichen Medizin: Historische Anwendung und Neue Naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Berlin, Heidelberg: Springer; 2017.
  5. Wu Y-R, Xiong W, Dong Y-J, Chen X, Zhong Y-Y, He X-L et al. Chemical Constituents and Pharmacological Properties of Frankincense: Implications for Anticancer Therapy. Chin J Integr Med 2024. doi: 10.1007/s11655-024-4105-x.
  6. Abdel-Tawab M, Werz O, Schubert-Zsilavecz M. Boswellia serrata: an overall assessment of in vitro, preclinical, pharmacokinetic and clinical data. Clin Pharmacokinet 2011; 50(6):349–69. doi: 10.2165/11586800-000000000-00000.
  7. Krüger P, Kanzer J, Hummel J, Fricker G, Schubert-Zsilavecz M, Abdel-Tawab M. Permeation of Boswellia extract in the Caco-2 model and possible interactions of its constituents KBA and AKBA with OATP1B3 and MRP2. Eur J Pharm Sci 2009; 36(2-3):275–84. doi: 10.1016/j.ejps.2008.10.005.
  8. Breitmaier E. Terpene: Aromen, Düfte, Pharmaka, Pheromone. 2. Aufl.: Wiley-VCH; 2005. Verfügbar unter: https://permalink.obvsg.at/.

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