Montmorency-Sauerkirsche: Nährwerte und Inhaltsstoffe

Eine Sauerkirsche mit einem Blättchen

Makronährstoffe in Sauerkirschen 

Von den drei Makronährstoffen, Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße, überwiegen, wie bei den meisten Obstsorten, auch in Sauerkirschen die Kohlenhydrate. Diese setzen sich aus Glukose 6,1–9,1 g/100 g und Fruktose 3,5–4,9 g/100 g zusammen. Je nach Sauerkirschsorte variiert der Anteil an Zucker ​(1)​. Der Fett- und Eiweißgehalt in Sauerkirschen ist hingegen sehr gering ​(2)​. 

Einige Studien zeigen, dass Sauerkirschen eine gute Quelle der Aminosäure Tryptophan sind, einem Proteinbaustein. Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann und die daher über die Nahrung aufgenommen werden muss. Tryptophan spielt eine zentrale Rolle in der Proteinsynthese und dient als Vorstufe für verschiedene biologisch aktive Verbindungen, wie etwa Melatonin ​(3)​. 

Erwähnenswert ist zudem, dass der Gehalt an Ballaststoffen in Sauerkirschen mit weniger als 2% relativ gering ist. Ballaststoffe sind unverdauliche komplexe Kohlenhydrate, die vorwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchten vorkommen. Im Vergleich dazu enthalten andere Obstsorten wie Datteln, Feigen und schwarze Johannisbeeren bis zu 10 % Ballaststoffe ​(4)​ 

Welche Vitamine sind in Sauerkirschen enthalten? 

Sauerkirschen enthalten ein breites Spektrum an Vitaminen. Vitamine sind essenzielle organische Nahrungsbestandteile, die an verschiedenen Prozessen im Körper beteiligt sind, wie etwa an enzymatischen, genregulierenden und antioxidativen Funktionen. Vitamine lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Wasserlösliche und fettlösliche Vitamine. In Sauerkirschen sind beide Arten enthalten ​(4)​ 

Wasserlösliche 

Vitamine 

Menge pro 100 g 

Fettlösliche 

Vitamine 

Menge pro 100 g 

Vitamin C 

10 mg 

Vitamin A 

1283 IU 

Vitamin B3 

0,4 mg 

Vitamin E 

0,1 mg 

Vitamin B5 

0,1 mg 

Vitamin K 

2,1 mg 

 

Beta-Carotin  

770 mg 

Tab. 1: Vitamine in Sauerkirschen (5) 

Obwohl andere Obstsorten höhere Mengen an Vitamin C enthalten, können Sauerkirschen dennoch einen bedeutenden Beitrag zur Deckung der empfohlenen Tagesdosis von Vitamin C leisten. Die empfohlene tägliche Zufuhr liegt für gesunde Erwachsene zwischen 95 und 125 mg ​(6)​ 

Welche Mineralstoffe befinden sich in Sauerkirschen? 

Eine Reihe wichtiger Mineralstoffe, die ebenfalls in Sauerkirschen enthalten sind, machen Sauerkirschen zu einer Obstsorte mit einem besonders guten Nährstoffprofil. Diese anorganischen Bestandteile des menschlichen Körpers erfüllen zahlreiche wichtige Funktionen im Körper. Sie regulieren chemische Reaktionen, steuern verschiedene physiologische Prozesse und sind am Aufbau von Geweben sowie an der Bildung von Botenstoffen und Hormonen beteiligt ​(4)​. 

Mineralstoff 

Menge pro 100 g 

Calcium 

14 mg 

Magnesium 

10 mg 

Phosphor 

20 mg 

Kalium 

200 mg 

Tab. 2: Mineralstoffe in Sauerkirschen (5) 

Sind Sauerkirschen kalorienarm? 

In der Literatur finden sich unterschiedliche Angaben zur Kalorienzuordnung von Sauerkirschen. Laut Mayta-Apaza et al. gelten Sauerkirschen mit 50 Kalorien (kcal) pro 100 g als kalorienarm ​(7)​. Nach der Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben bei Lebensmitteln werden jedoch Lebensmittel als kalorienarm eingestuft, wenn sie weniger als 40 kcal pro 100 g enthalten ​(8)​ 

Sind Sauerkirschen gut für eine kohlenhydratarme Diät? 

Obst wird generell als Lebensmittel mit geringem Energiegehalt betrachtet, da es meist einen hohen Wasseranteil hat. In unreifen Früchten liegen Kohlenhydrate überwiegend in Form von Stärke vor, die sich mit zunehmendem Reifegrad in Glukose und Fruktose umwandelt ​(4)​. 

Im Vergleich zu anderen Obstsorten befinden sich Sauerkirschen mit ihrem Fruktose- und Glukosegehalt im Mittelfeld. Es gibt Obstsorten wie Wassermelonen, die weniger Kohlenhydrate enthalten. Birnen, Äpfel und Weintrauben hingegen weisen höhere Gehalte an Kohlenhydraten auf ​(9)​. 

Der Verzehr von Sauerkirschen, wie auch von anderen Obstsorten und Gemüse, ist mit gesundheitlichen Vorteilen verbunden und sollte im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung täglich auf dem Speiseplan stehen. Obwohl oft behauptet wird, Fruktose sei schädlich, bezieht sich diese Aussage eher auf industriell hergestellte Fruktose, die häufig in verarbeiteten Lebensmitteln, Süßigkeiten und Getränken vorkommt. Ein übermäßiger Konsum solcher Produkte kann die Leber überlasten und die Fähigkeit zur Verstoffwechslung von Fruktose beeinträchtigen ​(10)​. 

Bestimmte Personengruppen, wie Diabetiker oder Menschen, die abnehmen möchten, sollten auf ihren Fruktosekonsum achten. Ein vollständiger Verzicht auf Obst ist jedoch nicht ratsam, da ihre Nährstoffe wie Polyphenole sowie Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe positive gesundheitliche Effekte haben. Bei den genannten Personengruppen können sie sogar unterstützend wirken und ihre Beschwerden lindern ​(11, 12)​. Zudem wird oft beobachtet, dass Menschen, die regelmäßig Obst und Gemüse konsumieren, ihre Kalorienaufnahme insgesamt reduzieren und gesündere Alternativen zu gesättigten Fetten und industriellem Zucker wählen ​(13)​. 

Welche Antioxidantien sind in Sauerkirschen enthalten? 

Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen und als natürliche Antioxidantien wirken. In Pflanzen schützen sie vor UV-Strahlung, Krankheiten und Schädlingen ​(5)​. 

Sauerkirschen enthalten eine Vielzahl von Polyphenolen, was sie zu einer besonders gesunden Frucht macht. Dazu gehören Cyanidin-3-Glucosid, Cyanidin-3-Rutinosid, Cyanidin-3-Sophorosid, Pelargonidin-3-Glucosid, Pelargonidin-3-Rutinosid, Peonidin-3-Glucosid, Peonidin-3-Rutinosid, Hydroxyzimtsäuren sowie Flavonole und Flavan-3-ole wie Catechin, Epicatechin, Quercetin-3-Glucosid, Quercetin-3-Rutinosid und Kaempferol-3-Rutinosid ​(5)​ 

Die Menge an Polyphenolen variiert je nach Sauerkirschsorte. Besonders hervorzuheben ist die Montmorency-Sauerkirsche, die mit 4,07 mg Polyphenolen pro Gramm die höchste Konzentration aufweist. Weitere Sauerkirschsorten mit hohem Polyphenolgehalt sind die Royal Ann 2,29 mg/g, Bing 1,85 mg/g und Rainier 0,75 mg/g ​(14)​. 

Zusätzlich zu Polyphenolen enthalten Sauerkirschen auch das Antioxidans Melatonin. Dieser körpereigene Botenstoff, der den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, wurde ebenfalls in Pflanzen nachgewiesen. Dort fungiert Melatonin als Radikalfänger und ist am Photoperiodismus beteiligt. Der Verzehr von Sauerkirschen kann den körpereigenen Melatoninspiegel erhöhen und dessen Funktionen unterstützen. Auch hier weist die Montmorency-Sauerkirsche mit 13,46 ng/g den höchsten Melatoningehalt auf, gefolgt von der Balaton-Sauerkirsche mit 2,06 ng/g ​(15)​. 

 Das Wichtigste in Kürze

  • Der Nährstoffgehalt von Sauerkirschen setzt sich unter anderem aus einem moderaten Kohlenhydratgehalt und einem niedrigen Fettanteil zusammen
     
  • Sauerkirschen enthalten essenzielle Vitamine und Mineralstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken, darunter Vitamin C, Vitamin A, Kalium und Phosphor

  • Dank ihres hohen Gehalts an Polyphenolen und Melatonin besitzen Sauerkirschen antioxidative Eigenschaften
     
  • Die Montmorency-Sauerkirsche ist besonders wertvoll, da sie den höchsten Gehalt an Polyphenolen aufweist

Literatur 

  1. Blando F, Oomah BD. Sweet and sour cherries: Origin, distribution, nutritional composition and health benefits. Trends in Food Science & Technology 2019; 86:517–29. doi: 10.1016/j.tifs.2019.02.052.
  2. Müller S. Kirschen - Süß, köstlich und gesund. Zentrum der Gesundheit 2024 [Stand: 25.06.2024]. Verfügbar unter: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/obst-fruechte/kirschen.
  3. Garrido M, Espino J, Toribio-Delgado AF, Cubero J, Maynar-Mariño JI, Barriga C et al. A jerte valley cherry-based product as a supply of tryptophan. Int J Tryptophan Res 2012; 5:9–14. doi: 10.4137/IJTR.S9394.
  4. Matissek R, Hahn A. Lebensmittelchemie. 10., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum; 2023.
  5. Ferretti G, Bacchetti T, Belleggia A, Neri D. Cherry antioxidants: from farm to table. Molecules 2010; 15(10):6993–7005. doi: 10.3390/molecules15106993.
  6. Biesalski H-K, Grimm P, Nowitzki-Grimm S. Taschenatlas Ernährung. 8., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag; 2020.
  7. Mayta Apaza AC, Marasini D, Carbonero F. Tart Cherries and health: Current knowledge and need for a better understanding of the fate of phytochemicals in the human gastrointestinal tract. Critical Reviews in Food Science and Nutrition 2017; 59(4):626–38. doi: 10.1080/10408398.2017.1384918.
  8. Europäisches Parlament, Europäisches Rat. VERORDNUNG (EG) NR. 1924/2006 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Dezember 2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel 2006.
  9. Smollich M, Vogelreuter A. Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Lactose - Fructose - Histamin. 2. Aufl. Stuttgart: WVG, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart; 2018.
  10. Staltner R, Burger K, Baumann A, Bergheim I. Fructose: a modulator of intestinal barrier function and hepatic health? Eur J Nutr 2023; 62(8):3113–24. doi: 10.1007/s00394-023-03232-7.
  11. Fraga CG, Croft KD, Kennedy DO, Tomás-Barberán FA. The effects of polyphenols and other bioactives on human health. Food Funct 2019; 10(2):514–28. doi: 10.1039/c8fo01997e.
  12. Rana A, Samtiya M, Dhewa T, Mishra V, Aluko RE. Health benefits of polyphenols: A concise review. J Food Biochem 2022; 46(10):e14264. doi: 10.1111/jfbc.14264.
  13. Wallace TC, Bailey RL, Blumberg JB, Burton-Freeman B, Chen C-YO, Crowe-White KM et al. Fruits, vegetables, and health: A comprehensive narrative, umbrella review of the science and recommendations for enhanced public policy to improve intake. Critical Reviews in Food Science and Nutrition 2020; 60(13):2174–211. doi: 10.1080/10408398.2019.1632258.
  14. Chaovanalikit A, Wrolstad RE. Total Anthocyanins and Total Phenolics of Fresh and Processed Cherries and Their Antioxidant Properties. J Food Sci 2004; 69(1). doi: 10.1111/j.1365-2621.2004.tb17858.x.
  15. Burkhardt S, Tan DX, Manchester LC, Hardeland R, Reiter RJ. Detection and quantification of the antioxidant melatonin in Montmorency and Balaton tart cherries (Prunus cerasus). J Agric Food Chem 2001; 49(10):4898–902. doi: 10.1021/jf010321.