Herkunft und Anbau von Sauerkirschen
Herkunft von Sauerkirschen
Sauerkirschen (Prunus cerasus) gehören botanisch zur Familie der Rosengewächse. Sie kommen aus der Region rund um das Kaspische Meer, was dortige Fossilienfunde belegen. Es wird vermutet, dass Sauerkirschen bereits seit über 2000 Jahren kultiviert werden und sich aus dem antiken Griechenland zunächst auf weitere europäische Regionen und schließlich weltweit ausgebreitet haben. Das beste Klima für Sauerkirschen herrscht also in Regionen, in denen die Sommer mild und die Winter mäßig kalt sind (1, 2).
Im Laufe der Zeit entstanden aus den wenigen Arten der ursprünglichen Sauerkirschen verschiedene Züchtungen. Diese wurden entwickelt, um die Sauerkirsche für die Nutzung in der Landwirtschaft zu optimieren, indem sie an Klimabedingungen angepasst, die Erntezeit verlängert und die Erntemenge gesteigert wurde. Heute sind 74 Sorten von Sauerkirschen bekannt. Zu den wichtigsten Anbaugebieten von Sauerkirschen zählen Russland, Ungarn, Kroatien und die Türkei. Die bedeutendsten Sauerkirschsorten in diesen Ländern sind Balaton, Marasca und Kütahya. Auch Deutschland gehört zu wichtigen europäischen Anbaugebieten, und es besteht die Möglichkeit Sauerkirschen regional zu kaufen oder die Kirschen selbst in der Nähe zu pflücken. In den USA, in Michigan, befindet sich das größte Anbaugebiet von Montmorency-Sauerkirschen. Ihr Ursprung lässt sich auf eine französische Sorte, „Chateau de Moreille“, zurückführen, die über 400 Jahre alt ist (2).
Was sind Montmorency-Sauerkirschen?
Montmorency-Sauerkirschen haben im Rahmen zahlreicher Studien als eine besonders wertvolle Kirschsorte Beachtung gefunden. Seit Anfang der 2000er Jahre wird diese Sorte vermehrt auf ihre Inhaltsstoffe und Wirkungen auf den menschlichen Körper untersucht (2).
Neben Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen wie Kalium, Calcium, Eisen und Zink (3), enthält diese Sauerkirschsorte hohe Mengen an wertvollen Polyphenolen. Zu den wichtigsten Polyphenolen zählen Cyanidine, Kaempferol, Quercetin, Melatonin, Neochlorogensäure, Chlorogensäure und 3-Cumaroylchinasäure (4).
Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die Pflanzen in der Natur vor Schädlingen, Krankheiten und UV-Strahlen schützen. Im menschlichen Körper haben sie verschiedene gesundheitliche Wirkungen und beeinflussen zahlreiche Prozesse und Mechanismen (5).
Was ist der Unterschied zwischen Montmorency- und anderen Sauerkirschen?
Der größte Unterschied zwischen Montmorency-Sauerkirschen und anderen Sauerkirschen liegt in der Menge an wertvollen Inhaltsstoffen. In einer Studie wurde die Gesamtmenge an Polyphenolen in verschiedenen Kirschsorten, die in den USA angebaut werden, verglichen: Bing, Royal Ann, Rainier und Montmorency. Die höchste Menge wurde in Montmorency-Sauerkirschen mit 4,07 mg/g festgestellt, gefolgt von Royal Ann mit 2,29 mg/g (6).
Ein besonderer Inhaltsstoff, der kaum in anderen Obst- oder Gemüsearten vorkommt, ist Melatonin. In Montmorency-Sauerkirschen ist Melatonin in einer besonders hohen Konzentration von sogar 13,46 ng/g enthalten. In der Sauerkirschsorte Balaton sind ebenfalls bedeutende Mengen an Melatonin enthalten, jedoch sechsmal weniger als in der Montmorency.
Melatonin ist im menschlichen Körper ein Botenstoff, der an der Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt ist. In Pflanzen wirkt Melatonin als Radikalfänger und spielt eine Rolle in der Photoperiodik. Dies ist relevant, da das Melatonin, das über den Konsum von Sauerkirschen aufgenommen wird, die Melatoninmenge im Körper erhöhen und somit dessen Regulierung unterstützen kann (7).
Wann ist die Erntezeit von Sauerkirschen?
Sauerkirschbäume wachsen pro Jahr bis zu 50 cm und können je nach Sorte zwischen 5 und 10 Meter hoch werden und eine Breite von 4 bis 6 Metern erreichen. Die Blütezeit liegt zwischen April und Mai (8, 9). Bei jungen Bäumen bilden sich die ersten Früchte nach etwa zwei bis drei Jahren (1).
Die optimale Kirschzeit, um Sauerkirschen zu ernten, liegt im Juli und August (7). Auch wenn Sauerkirschbäume zu den widerstandsfähigen Gehölzen gehören, kann die Wetterlage die Erntezeit deutlich verkürzen. Dies tritt insbesondere dann auf, wenn das Wetter besonders heiß und trocken bleibt (10).
Im genannten Zeitraum erreichen die Früchte ihre optimale Reife. Der wichtigste Indikator für die Bestimmung des Reifegrades ist die Farbe der Frucht. Die Polyphenole, die der Frucht ihre rote Farbe verleihen, heißen Anthocyane. Je höher ihre Konzentration in der Frucht ist, desto roter wird sie. Sauerkirschen mit dem höchsten Anthocyangehalt sind reifer und haben eine tiefrote Farbe verglichen mit jungen Sauerkirschen (11).
Wie werden Sauerkirschen geerntet?
Die typische Methode zur Ernte von Sauerkirschen erfolgt mithilfe mechanischer Geräte. Dabei werden die Bäume geschüttelt, sodass die Früchte auf den unter dem Baum ausgebreiteten Sammelnetzen aufgefangen werden. Auf diese Weise können pro Stunde bis zu 2 Tonnen Sauerkirschen gesammelt werden. Im Vergleich dazu würden vier Personen beim Pflücken von Hand etwa 50 kg Sauerkirschen pro Stunde schaffen (12). Die Ernte der Sauerkirschen erfolgt nur einmal, um die Erntekosten zu senken. Dabei ist es entscheidend auf den Reifegrad der Früchte zu achten und die Variabilität der Fruchtreife im gesamten Baum zu minimieren (11).
Bei der mechanischen Ernte können Sauerkirschen jedoch durch den Aufprall auf einen harten Untergrund beschädigt werden. Durch diesen Aufprall können die Sauerkirschen an Festigkeit verlieren, was ihre Qualität vermindert und Schwierigkeiten bei der Verarbeitung der Früchte verursacht. Beispielsweise wird dadurch die Entkernung der Sauerkirschen erschwert. Außerdem führt dies zu einer schnelleren Verderblichkeit der Früchte. Aus diesem Grund verfügen moderne Geräte über eine weiche Polsterung, um die Qualität der Früchte möglichst zu erhalten (13).
Fazit
Sauerkirschen, seit Jahrtausenden kultiviert, bieten als reife, tiefrote Früchte wertvolle Inhaltsstoffe wie Polyphenole und Melatonin, besonders in der Sorte Montmorency. Die Hauptanbaugebiete liegen heute weltweit, und die Ernte erfolgt im Sommer, optimalerweise schonend, um Qualität und Frische zu bewahren. Vor allem ihr Polyphenolgehalt macht die Sauerkirsche, und vor allem die Sorte Montmorency, zu einer wertvollen Bereicherung einer gesunden und ausgewogenen Ernährung.
Das Wichtigste in Kürze
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Sauerkirschen stammen aus der Region um das Kaspische Meer und werden seit über 2000 Jahren kultiviert
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Heute gibt es über 70 Arten von Sauerkirschen, die reich an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen sind
- Die Montmorency ist eine besonders gesunde Sauerkirschsorte, da sie besonders hohe Menge an Polyphenolen und Melatonin enthält
Literatur
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