Polyphenole – Warum sind sie gesund?
Polyphenole sollen das Risiko für Herz- und Kreislauf-Erkrankungen senken, Entzündungen bekämpfen und sogar Krankheiten wie Alzheimer vorbeugen. Doch wieviel Wahrheit steckt hinter den Behauptungen über ihre gesundheitlichen Vorteile? Und in welchen Lebensmitteln befinden sich Polyphenole? Hier ist das wichtigste zusammengefasst.
Die häufigste Todessursache in Deutschland sind nach wie vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen1. Bei diesen Zivilisationskrankheiten ist dem Robert-Koch-Institut zufolge auch Ernährung ein wichtiger Risikofaktor. Gesunde, ausgewogene Ernährung birgt somit ein großes Präventionspotenzial. Schon zahlreiche Studien, wie etwa die bekannte „Sieben-Länder-Studie“2, zeigten, dass die mediterrane Ernährung zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen kann. In den Fokus der wissenschaftlichen Forschung gelangte insbesondere das in den Mittelmeerländern weit verbreitete Olivenöl.
2018 wurde eine großangelegte Übersicht mehrerer Studien3 zu den gesundheitlichen Vorteilen von Olivenöl in Bezug auf das Herz-Kreislaufsystem veröffentlicht. Diese Übersichtsstudie weist darauf hin, dass Olivenöl möglicherweise Atherosklerose vorbeugen kann. Eine wichtige Rolle würden hier unter anderem die in Olivenöl enthaltenen Polyphenole spielen. Doch was sind Polyphenole überhaupt?
Was sind Polyphenole?
Polyphenole4 sind eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe. Sie kommen in verschiedenen Arten von Obst, Gemüse und Getreide vor. Dort erfüllen sie unterschiedliche Funktionen: sie verleihen der Pflanze ihre spezifischen Farben oder Geschmacksstoffe, um sie vor Fressfeinden oder vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Zu den Polyphenolen zählen beispielsweise Flavonoide, Anthocyane und Phenolsäuren.
In welchen Lebensmitteln befinden sich Polyphenole?
Polyphenole finden sich in einer Vielzahl von pflanzlichen Lebensmitteln. So weisen zum Beispiel Rotwein, Äpfel, Nüsse, Kakao, Beeren, Nelken und Pflaumen besonders hohe Polyphenolgehalte auf. Der Polyphenolgehalt variiert allerdings von Sorte zu Sorte und je nach Reifegrad. Vor allem Oliven und Olivenöl enthalten von Natur aus einen außerordentlich hohen Polyphenolgehalt. Der Polyphenolgehalt von Olivenöl ist allerdings abhängig von der Art der Herstellung. Bei raffiniertem Olivenöl sind die Polyphenole fast gänzlich abgeschieden. Extra native Olivenöle können unterschiedliche Werte aufweisen. Ausschlaggebend sind hier die verwendete Sorte, der Anbau und der Reifegrad zum Zeitpunkt der Ernte.
Für was sind Polyphenole gut?
Schutz vor oxidativem Stress
Eines der Hauptmerkmale von Polyphenolen ist ihre antioxidative Wirkung. Das bedeutet, dass sie dazu beitragen, Zellen vor freien Radikalen5 zu schützen.
Freie Radikale entstehen, wenn der Organismus Stress, Umweltgiften oder einem ungesunden Lebensstil ausgesetzt ist. Sie sind aber auch eine natürliche Begleiterscheinung des Alterns. Der menschliche Körper bekämpft den durch die große Menge an freien Radikalen entstandenen oxidativen Stress mithilfe von Enzymen und Antioxidantien, denn auf Dauer kann oxidativer Stress zu Entzündungen und chronischen Erkrankungen führen.
In zahlreichen Studien6 wurde bereits die potenzielle antioxidative Wirkung von Polyphenolen aus Olivenöl erforscht.
Dennoch bedarf es weiterer, umfassenderer klinischer Studien, um die genaue Wirkung von Polyphenolen im menschlichen Körper zu untersuchen. Somit erlaubt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit keine Werbung mit der gesundheitsfördernden Wirkung von Polyphenolen.
Ausnahme hierzu sind Health Claims zu Olivenölpolyphenolen. Laut der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit7 sind gesundheitsbezogene Aussagen zum Olivenöl erlaubt, wenn sein Polyphenolgehalt mindestens 250 mg/kg beträgt. Demzufolge tragen Olivenölpolyphenole nachweislich zum Schutz der Blutfette vor oxidativem Stress bei.
Vorbeugung von chronischen Erkrankungen
Während die Forschungslage zu anderen gesundheitlichen Wirkungen noch nicht so eindeutig ist, gibt es immer mehr Hinweise8, dass Polyphenole auch zur Vorbeugung von neurodegenerativen Erkrankungen beitragen können. Eine aktuelle Studie9 des Instituts für Biochemie und Zellbiologie in Rom betont insbesondere die potenzielle Rolle von Olivenölpolyphenolen in der Vorbeugung und Behandlung von Gehirn- und Muskelerkrankungen.
Grundlage der positiven Wirkung von Polyphenolen ist deren Einfluss auf den Cholesterinspiegel, oxidativen Stress und Bluthochdruck – allesamt Risikofaktoren für Alzheimer und andere chronische Erkrankungen.
Laut des Bundeszentrums für Ernährung10, einer Institution des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, gibt es Hinweise, dass Polyphenole zu einem besseren Blutfluss beitragen und eine entzündungshemmende Wirkung im Gehirn haben können.
Fazit
- Polyphenole sind insbesondere in der mediterranen, pflanzlichen Ernährung vertreten.
- Laborstudien belegen die antioxidative Wirkung von Polyphenolen, aber einzig zu Olivenölpolyphenolen gibt es ausreichend klinische Studien, die dessen Schutzfunktion vor oxidativem Stress bezeugen
- Mögliche gesundheitliche Vorteile von Olivenölpolyphenolen sind auch die Vorbeugung von Alzheimer, Atherosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen chronischen Erkrankungen