Endometriose - Wenn der Schmerz zum ständigen Begleiter wird
Starke Menstruationsschmerzen, unerklärliche Bauchkrämpfe und das Gefühl, dass niemand deine Beschwerden wirklich ernst nimmt – so fühlen sich viele Frauen, die an Endometriose leiden. Du bist nicht allein! Endometriose gehört zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, wird jedoch oft jahrelang nicht diagnostiziert. In diesem Artikel erfährst du, was Endometriose ist, welche Symptome sie verursacht und welche Maßnahmen dir helfen können, mit dieser Erkrankung besser umzugehen.
Das Wichtigste in Kürze
Endometriose betrifft etwa 10 % der Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter, bleibt aber oft unentdeckt. Sie kann starke Schmerzen und Unfruchtbarkeit verursachen.
Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, jedoch spielen retrograde Menstruation, hormonelle Störungen und genetische Faktoren eine Rolle.
Zu den Behandlungsansätzen gehören Hormontherapien, chirurgische Eingriffe und multimodale Schmerztherapien. Eine entzündungshemmende Ernährung kann ebenfalls hilfreich sein.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische, gutartige Erkrankung, bei der sich gebärmutterschleimhautähnliche Zellen außerhalb der Gebärmutter ansiedeln. Diese Zellen bilden sogenannte Herde, die häufig in den Eierstöcken oder im Bauchraum auftreten.
Das Problem: Diese Herde verhalten sich wie die Gebärmutterschleimhaut während des Menstruationszyklus. Sie bauen sich auf und werden abgestoßen, jedoch ohne die Möglichkeit abzufließen. Die Folgen sind:
- Schmerzen
- Entzündungen
- Verwachsungen
- Zystenbildung, die zusätzliche Schmerzen verursachen kann [2,3].
Endometriose betrifft etwa 10 % der Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland [1]. Leider bleibt die Krankheit oft lange unerkannt.
Wodurch wird Endometriose ausgelöst?
Die genauen Ursachen der Endometriose sind nicht eindeutig geklärt. Experten vermuten jedoch mehrere Einflussfaktoren:
- Retrograde Menstruation: Gebärmutterschleimhaut wird durch die Eileiter in den Bauchraum transportiert, was Entzündungen auslösen kann [4,5].
- Hormonelle Störungen: Hormone beeinflussen das Wachstum der Endometrioseherde.
- Genetische Faktoren: Das Risiko für Endometriose ist um 50 % erhöht, wenn nahe Verwandte betroffen sind [6].
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Weitere Risikofaktoren:
- Frühe Menstruation
- Kurzer Menstruationszyklus
- Häufige Blutungen [7]
Wusstest du?
Während einer Menstruation verliert eine Frau etwa 30 bis 80 Milliliter Blut , das entspricht in etwa zwei bis fünf Esslöffeln oder einer kleinen Espresso-Tasse.
Welche Symptome treten bei Endometriose auf?
Die Beschwerden der Endometriose sind vielfältig und reichen von leichten Symptomen hin zu starken Beeinträchtigungen im Alltag. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Starke Menstruationsschmerzen, die mit Bauchkrämpfen einhergehen.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie).
- Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang.
- Zwischenblutungen und chronische Bauchschmerzen.
- Unfruchtbarkeit: Etwa 40–50 % der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch leiden an Endometriose [2,8].
Manche Frauen haben jedoch keinerlei Beschwerden, und die Erkrankung wird erst im Rahmen von Untersuchungen wegen Unfruchtbarkeit festgestellt.
Diagnose & Therapie:
Der lange Weg zur Erleichterung
Endometriose bleibt oft lange unerkannt – durchschnittlich vergehen 7 bis 10 Jahre bis zur Diagnose. Viele Frauen fühlen sich in dieser Zeit nicht ernst genommen. Folgende Diagnoseschritte sind üblich:
- Gynäkologische Untersuchung & Ultraschall: Erste Hinweise auf Endometrioseherde.
- Bauchspiegelung (Laparoskopie): Goldstandard zur sicheren Diagnose. Die Herde können dabei auch direkt entfernt werden.
Wenn du den Verdacht hast, solltest du dich unbedingt von deine*m Frauenarzt*ärztin untersuchen und eventuell in einem spezialisierten Endometriose-Zentrum überweisen lassen [9,10,11].
Nach der Diagnose ist die Therapie der nächste Schritt:
Die Behandlung von Endometriose zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und Komplikationen wie Unfruchtbarkeit zu vermeiden:
- Operative Entfernung der Herde: Dies geschieht meist während der Diagnostik per Laparoskopie.
- Hormontherapie: Durch die Einnahme von Hormonen wie der Antibabypille wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut unterdrückt, was Schmerzen lindern kann.
- Kinderwunschbehandlung: Frauen mit Kinderwunsch sollten ein spezialisiertes Kinderwunschzentrum aufsuchen.
- Schmerzmittel: Medikamente wie Ibuprofen helfen gegen akute Schmerzen, sollten aber nur kurzzeitig verwendet werden [12,13].
Was du zusätzlich tun kannst
Neben der medizinischen Behandlung gibt es Maßnahmen, die deine Beschwerden lindern und deine Lebensqualität verbessern können:
1. Multimodale Schmerztherapie
Diese Therapie kombiniert verschiedene Ansätze, wie:
- Physiotherapie zur Lockerung von Verspannungen im Beckenbereich.
- Entspannungsübungen wie Yoga oder Achtsamkeitstraining.
- Psychologische Unterstützung zur Schmerzbewältigung [14,15].
2. Entzündungshemmende Ernährung
Eine antiinflammatorische Ernährung kann Entzündungen und Schmerzen lindern. Studien zeigen, dass der Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel, Zucker, Getreide, Milchprodukte und rotes Fleisch hilfreich sein kann [16,17,18,19].
Setze stattdessen auf:
- Viel Gemüse und Obst
- Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Leinsamen
- Nüsse und Samen
- Hochwertige pflanzliche Öle
Fazit
Endometriose ist eine häufige, jedoch oft übersehene Erkrankung, die das Leben vieler Frauen stark beeinträchtigt. Obwohl die Diagnose oft lange dauert, gibt es heute eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten, die Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern können. Wichtig ist, dass du dir ärztliche Hilfe suchst und dich nicht mit deinen Beschwerden alleingelassen fühlst. Starke Menstruationsschmerzen sind nicht normal und sollten untersucht werden.
Wenn du an Endometriose leidest oder den Verdacht hast, betroffen zu sein, zögere nicht, einen spezialisierten Arzt oder ein Endometriose-Zentrum aufzusuchen. Mit der richtigen Unterstützung und einer Kombination aus medizinischer Therapie und Lebensstiländerungen kannst du den Umgang mit dieser Erkrankung erleichtern.
Was ist Endometriose?
Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhautähnliche Zellen außerhalb der Gebärmutter wachsen. Diese Herde verursachen Schmerzen, Entzündungen und manchmal Unfruchtbarkeit.
Wie häufig kommt Endometriose vor?
Etwa 10 % der Frauen im gebärfähigen Alter sind betroffen. Dennoch bleibt die Krankheit oft unerkannt, da sie unspezifische Symptome verursacht und viele Ärzte nicht darauf spezialisiert sind.
Was verursacht Endometriose?
Die genauen Ursachen sind unklar, aber retrograde Menstruation, hormonelle Störungen und genetische Veranlagung spielen eine Rolle. Frauen mit Endometriose in der Familie haben ein erhöhtes Risiko.
Kann Endometriose geheilt werden?
Derzeit ist die Erkrankung nicht heilbar, aber die Symptome können mit Hormontherapien, Operationen und Schmerztherapien gelindert werden.
Kann ich trotz Endometriose schwanger werden?
Ja, Schwangerschaften sind möglich. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich an ein Kinderwunschzentrum wenden, da manchmal eine intensivere Behandlung erforderlich ist.
Welche Ernährung hilft bei Endometriose?
Eine entzündungshemmende Ernährung kann Symptome lindern. Vermeide Zucker, Milchprodukte und stark verarbeitete Lebensmittel. Setze stattdessen auf Gemüse, Obst, Omega-3-Fettsäuren und pflanzliche Öle.
Referenzen zum Nachlesen:
- Stiftung Endometriose Forschung: Endometriose – was ist das? https://www.endometriose-sef.de/patienteninformationen/was-ist-endometriose/ (abgerufen am 04.07.2023)
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Endometriose https://www.gesundheitsinformation.de/endometriose.html (abgerufen am 04.07.2023)
- Frauenärzte im Netz: Endometriose https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/ (abgerufen am 04.07.2023)
- Vinatier D, Orazi G, Cosson M, Dufour P. Theories of endometriosis. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2001 May;96(1):21-34. doi: 10.1016/s0301-2115(00)00405-x. PMID: 11311757.
- World Health Organization: Endometriosis https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/endometriosis/?gclid=CjwKCAjw2K6lBhBXEiwA5RjtCWsYJh06ZQ40pHoG1lWV0lkDiigvJRWsrilWXIfu6y7I3SUHAUWQVhoCNvcQAvD_BwE (abgerufen am 04.07.2023)
- Rahmioglu N et al. The genetic basis of endometriosis and comorbidity with other pain and inflammatory conditions. Nat Genet. 2023 Mar;55(3):423-436. doi: 10.1038/s41588-023-01323-z. Epub 2023 Mar 13. PMID: 36914876; PMCID: PMC10042257.
- Wei M, Cheng Y, Bu H, Zhao Y, Zhao W. Length of Menstrual Cycle and Risk of Endometriosis: A Meta-Analysis of 11 Case-Control Studies. Medicine (Baltimore). 2016 Mar;95(9):e2922. doi: 10.1097/MD.0000000000002922. PMID: 26945395; PMCID: PMC4782879.
- Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.: Was ist Endometriose? https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose.html (abgerufen am 04.07.2023)
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Endometriose: Diagnose https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sexualorgane/weibliche-sexualorgane/endometriose-diagnose.html#:~:text=Mit%20einem%20Vaginalultraschall%20lassen%20sich,Dieser%20Eingriff%20erfolgt%20unter%20Vollnarkose. (abgerufen am 04.07.2023)
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