Titelbild-Kurkuma-und-Piperin-Eine-umstrittene-Kombination

Warum Sie Kurkuma mit Piperin nicht einnehmen sollten

Auf der Suche nach Kurkuma-Produkten, stößt man hauptsächlich auf Präparate mit einem bestimmten Zusatz: Piperin – der in Pfeffer enthaltene Scharfstoff. Es heißt, Piperin soll die Bioverfügbarkeit der Kurkuma steigern. Doch woher kommt dieser Ansatz und wie stark ist der Effekt wirklich? Könnte außerdem zu viel Piperin schädlich sein?  

Was ist Piperin?

Piperin ist der Hauptbestandteil von Pfeffer und verleiht dem Gewürz seine Schärfe. Das Alkaloid kommt in allen Pfeffersorten vor, hat aber den höchsten Gehalt in schwarzem Pfeffer.

Piperin hat die besondere Eigenschaft, die Aufnahme von Wirkstoffen und Medikamenten im Körper zu steigern - Es handelt sich dabei um einen sogenannten Wirkungs-Verstärker. Es hemmt Enzyme in der Leber, die Fremdstoffe verstoffwechseln und leichter ausscheidbar machen. [1]

 

Kurkuma-und-schwarzer-Pfeffer

Kann Piperin die Bioverfügbarkeit von Kurkuma steigern? 

Aufgrund der Tatsache, dass Piperin ein Wirkungs-Verstärker ist, lässt sich diese Frage mit einem "Ja" beantworten. 1998 wurde dazu erstmals eine Studie mit 8 Probanden von SAMI Chemicals & Extracts – einem Pfeffer-Extrakt-Hersteller veröffentlicht, in der gezielt versucht wurde, die Bioverfügbarkeit von Kurkuma mit Hilfe von Piperin zu erhöhen. Der Curcumin-Wert im Blut stieg rapide an, fiel aber bereits nach einer Stunde wieder auf den Minimalwert herab. Insgesamt zeigte das Ergebnis, dass sich die Bioverfügbarkeit durch die Zugabe von Piperin nur geringfügig erhöhen ließ. Nach damaligen Maßstäben durchaus ein Erfolg, da es niemand für möglich hielt Kurkuma ins Blut transportieren zu können. [2] 

Damit fand man nun eine Möglichkeit, Kurkuma effektiv als Nahrungsergänzungsmittel anzubieten, was zahlreiche Hersteller umgehend taten.   

Ist Piperin schädlich? 

Ja, hochdosiertes Piperin, wie es in vielen Kurkuma-Präparaten zu finden ist, kann gesundheitliche Risiken bergen 

Viele Produkte enthalten bis zu 20 mg Piperin, in der Hoffnung eine möglichst hohe Bioverfügbarkeit zu erzielen. Allerdings spricht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Erwachsenen die Empfehlung aus, nicht mehr als 2 mg isoliertes Piperin pro Tag durch Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.[3] Schwangere Frauen sollten lieber gänzlich auf eine Einnahme von Piperin verzichten. 

Frau-mit-Bauchschmerzen-als-Reizsymptom

 

Der Grund für diese Einschätzungen liegt darin, dass Piperin zum einen den Magen reizt, aber auch in Kombination mit Medikamenten zu unerwünschten Nebenwirkungen und Wechselwirkungen führen kann.  

Die Wirkung folgender Medikamentengruppen können durch Piperin verändert werden: 

  •        Antiepileptika (Carbamazepin) [3]
  •        Antiallergika (Fexofenadin) [4]
  •        Analgetika (Diclofenac) [5]
  •        Antiemetika (Domperidon) [6]
  •        Krebstherapeutika (Tamoxifen) [7]

Diese stammen aus völlig unterschiedlichen Wirkstoffklassen, was nahelegt, dass Piperin mit zahlreichen Medikamenten interagiert. Aus diesem Grund sollten Sie Kurkuma-Piperin-Präparate besser vermeiden und stattdessen zu Alternativen, wie z. B. Mizell-Kurkuma, wechseln. 

Zusammenfassend: 

  • Piperin ist der Hauptbestandteil von Pfeffer und verleiht ihm seine Schärfe 
  • Die Bioverfügbarkeit von Kurkuma kann durch Piperin gesteigert werden, allerdings nicht besonders stark und nur kurzfristig. 
  • Die Einnahme von hochdosiertem Piperin wie z.B. durch Kurkuma-Präparate in Kombination mit Medikamenten kann zu gefährlichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen führen. 

Quellen: 

[1] Bhardwaj, R. K., Glaeser, H., Becquemont, L., Klotz, U., Gupta, S. K., & Fromm, M. F. (2002). Piperine, a major constituent of black pepper, inhibits human P-glycoprotein and CYP3A4. The Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, 302(2), 645–650. https://doi.org/10.1124/jpet.102.034728 
[2] Shoba, G., Joy, D., Joseph, T., Majeed, M., Rajendran, R., & Srinivas, P. S. S. R. (1998). Influence of piperine on the pharmacokinetics of curcumin in animals and human volunteers. Planta Medica, 64(4), 353–356. https://doi.org/10.1055/s-2006-957450 
[3] Ren, T., Yang, M., Xiao, M., Zhu, J., Xie, W., & Zuo, Z. (2019). Time-dependent inhibition of carbamazepine metabolism by piperine in anti-epileptic treatment. Life Sciences, 218, 314–323. https://doi.org/10.1016/j.lfs.2018.12.060 
[4] Jin, M.-J., & Han, H.-K. (2010). Effect of piperine, a major component of black pepper, on the intestinal absorption of fexofenadine and its implication on food-drug interaction. Journal of Food Science, 75(3), H93-6. https://doi.org/10.1111/j.1750-3841.2010.01542.x 
[5] Bedada, S. K., Boga, P. K., & Kotakonda, H. K. (2017). Study on influence of piperine treatment on the pharmacokinetics of diclofenac in healthy volunteers. Xenobiotica; the Fate of Foreign Compounds in Biological Systems, 47(2), 127–132. https://doi.org/10.3109/00498254.2016.1163752 
[6] Alhumayyd, M. S., Bukhari, I. A., & Almotrefi, A. A. (2014). Effect of piperine, a major component of black pepper, on the pharmacokinetics of domperidone in rats. Journal of Physiology and Pharmacology : An Official Journal of the Polish Physiological Society, 65(6), 785–789. 
[7] Hussaarts, G., Hurkmans, D., De Hoop, E. O., van Harten, L. J., Berghuis, S., van Alphen, R. J., … Mathijssen, R. H. J. (2018). Impact of curcumin with and without (+/-) piperine on tamoxifen exposure. Journal of Clinical Oncology. https://doi.org/10.1200/jco.2018.36.15_suppl.2572